Spät aber doch möchte ich euch hier ein bisschen von einem meiner aktuellen Lieblingsdokumentarfilmen erzählen…
BAUER UNSER, Robert Schabus
Mitte November habe ich mir den Film gleich in einem der ausgewählten Kinos angesehen. Die Plätze waren fast ausverkauft – was für einen österreichischen Dokumentarfilm doch schon nicht ganz so gewöhnlich ist. Allein daran war für mich schon zu sehen, dass allein der Trailer und die Infos die im Vorhinein zu dem Film gegeben wurden, den Nerv der Zeit getroffen haben.
Aber alles von Anfang an:
Robert Schabus zeigt in seinem ungeschönten Film unterschiedliche Typen von Landwirten die ihre Türen geöffnet haben und ganz ehrlich zeigen wie es ihnen mit der derzeitigen Lebensmittelproduktion geht.
Der „Wachstumswahn“ der vergangenen Jahre hat unsere Landwirte in eine prekäre Situation gebracht. Jedes Schwein, jedes Küken, jedes Ei, jede Kuh – alles wir eiskalt kalkuliert. Es geht nur mehr um die Masse, um Kosten zu sparen. Je billiger das Futtermittel, je maschineller der Vorgang, je weniger menschliche Arbeitskraft notwendig ist – desto höher der Ertrag.
Und die Bauern sind sehr ehrlich in dem Film. So erzählt ein Schweinebauer auch, dass er aufgrund der aktuellen politischen Ausfuhrverbote in gewisse Länder 8 Euro Verlust pro „produziertem“ Schwein macht.
Bereits in den Landwirtschaftsschulen werde den Jungbauern erzählt, wenn sie ihre Betriebe noch größer machen, noch mehr investieren und sich noch mehr von den Banken und anderen Kapitalgebern abhängig machen, dann wird am Ende mehr Gewinn erzielt werden können… eine Lüge mit fatalen Folgen. José Bové, Mitglied des Europäischen Parlaments erzählt, dass sich in Frankreich als Folge dieser Abhängigkeit und Aussichtslosigkeit aus diesem Rad irgendwann wieder herauszukommen, pro Jahr 600 Landwirte das Leben nehmen.
Ein Bauer aus Vorarlberg bringt es dann auf den Punkt: „Mein Produkt ist komplett austauschbar. Ich kann nicht mehr für mein Produkt verlangen – denn für den Handel bin ich komplett austauschbar. Der Handel findet sofort jemand anderen der es für ein bisschen weniger macht“.
Auf der anderen Seite zeigt der Film von Robert Schabus auch eine komplett differenzierte Seite der Landwirtschaft: Neben Bauern die sich in dieses Korsett hineinpressen lassen und die konventionelle Landwirtschaft betreiben zeigt er bewusst auch andere Landwirte.
Landwirte, die ihren Betrieb bewusst klein gehalten haben. Bauern die sich bewusst gegen den Kapitalismus entschieden haben. Menschen die in „guten“, Gewinn-starken Jahren Geld zur Seite legen um in Gewinn-schwachen davon zehren zu können.
Mein Fazit:
Absolut sehenswert!
Der Film zeigt, dass Bauern nur mehr wirklich eine Chance haben, wenn sie es schaffen ihren Hof oder sich selbst zu einer richtigen „Marke“ zu machen und ihre Produkte unter diesem Namen verkaufen. Die Konsumenten sind scheinbar kritischer geworden und sind bereit für Qualität mehr zu bezahlen. „Scheinbar“ deshalb, weil sobald sie beim Diskonter stehen doch wieder nur der Preis zählt.
Ein Film der, wie man an den derzeitigen österreichischen Nachrichten vernehmen kann, viele Menschen zum Nachdenken angeregt hat. Ob der Film auch wirklich nachhaltig das Verhalten der Konsumenten geändert hat, wird sich erst zeigen.
Wünschen wir es uns.
…ich bin gespannt auf eure Kommentare und Meinungen zum Film!